Außergewöhnliche Zeiten sollten einen nie davon abhalten, die wichtigen Dinge munter weiter zu verfolgen.
So oder so ähnlich lautete wohl die Devise der Jurij-Vasiljev-Akademie, als auch wir gezwungen waren, auf die COVID-19-Pandemie zu reagieren. Beide Frühjahrssegmente der Ausbildung zum ACTINGSPEECH TRAINER nach Jurij Vasiljev mussten aufgrund der internationalen Reisebeschränkungen (und natürlich der Gesamtsituation geschuldet) verschoben werden.
Und doch geht es bereits weiter, denn so leicht lassen wir uns nicht beirren: Seit Anfang April befinden sich alle Ausbildungsteilnehmer in persönlichen Korrespondenzen mit Jurij Vasiljev und in zweiter Etappe auch untereinander.
Das Schaffen großer Theatermenschen und Schauspiel-Erneuerer wie Vsevolod Meyerhold, Jerzy Grotowski, Konstantin Stanislawski und Bertolt Brecht und ihre künstlerischen Ideen, Forderungen und Versuche zur Erneuerung und Verbesserung des schauspielerischen Sprechens sind ebenso Gegenstand der Untersuchung und des Austausches wie die ausformulierte Arbeit bedeutender Sprechlehrer von Horst Coblenzer bis Cornelia Krawutschke. Auch eigene Übungen zu bestimmten Themen müssen die Teilnehmer bereits entwerfen, und ja, Jurij probiert sie alle persönlich aus.
Der Austausch mit Jurij Vasiljev ist fordernd, und auch von den Teilnehmern fordert er vor allen Dingen eines: fordernd zu bleiben. Er gibt sich erst zufrieden, wenn die Teilnehmer „Probleme aufgeworfen“ haben und es gewagt haben, sich die neuen Ideen, Forderungen und Versuche probeweise zu eigen zu machen um dann, ganz persönlich, Stellung zu beziehen. Und wieder wird deutlich, was das Besondere dieser Ausbildung ist: Hier wird nicht lediglich eine Methode weitergegeben, nein, bereits in der Ausbildung verwendet Jurij Vasiljev viel Kraft und Energie darauf, dass der Blickwinkel, den sich die Auszubildenden zu eigen machen, auch ihr unverwechselbar persönlicher wird und nicht nur ein Abklatsch des Lehrers.
Die entstandenen Korrespondenzen sind wertvolle Zeugnisse der Arbeit Jurij Vasiljevs im deutschsprachigen Raum. Sie sollen die Bibliothek, die die Jurij-Vasiljev-Akademie begonnen hat aufzubauen, um eine ganz aktuelle, frische Portion Ringen um künstlerische Lehre, die in den Vergangenheiten verankert ist und in die Zukünfte weist, bereichern.